Kevelaer-Wallfahrt um 1950

Morgens um 3.00 Uhr trafen sich alle Pilger zur Pilgermesse in St. Lambertus Dremmen zum Reisesegen. Um 4.00 Uhr zog die Prozession ab Dremmen ab. Der Weg führte über Hülhoven, Oberbruch, Unterbruch, Wassenberg, Wildenrath bis Arsbeck. Hier war gegen 8.00 Uhr die erste Kaffeepause.


Jeder Pilger führte seine Verpflegung in der „Kevelaerkiste“ mit, die bei jeder Pause vom Fuhrwerk abgeladen und am Ende der Pause wieder aufgeladen werden musste. Diese enthielt neben den Kleidern und Schuhen auch den Proviant sowie Geschirr für mehrere Tage. Da die Wirtschaften noch nicht auf einen größeren Ansturm vorbereitet waren, hatten die Pilger ein Kaffeekännchen sowie Kaffeemehl, Zucker und Milch mit. Für 20 Pfennig konnten die Pilger heißes Wasser für den Kaffee kaufen.

Mit der Prozession fuhren drei Fuhrwerke mit. Ein Fuhrwerk war nur Gepäck vorgesehen. Für den Pastor wurde ein eigenes Fuhrwerk mitgeführt. Das dritte Fuhrwerk war für Pilger gedacht. Die Plätze auf diesem Fuhrwerk waren zu bezahlen. Die Höhe des Entgeltes richtete sich nach den gefahrenen Kilometern.


Nach der Kaffeepause führte der Weg über Niederkrüchten, Brüggen nach Bracht, wo gegen 12.00 Uhr der Engel des Herrn gebetet wurde. Anschließend wurde das Mittagessen eingenommen. Dieses bestand ebenfalls aus Butterbroten und Kaffee, wobei man sich das Kaffeewasser kaufen musste. Während der Mittagszeit wurden auch schon die Quartiere für die Übernachtung in Bracht auf dem Rückweg gesucht. Für die Quartiere mussten im Schnitt 3,00 DM bezahlt werden. Hierbei teilte man sich oftmals ein Bett mit einem Mitpilger.

Gegen 13.30 Uhr zog die Prozession ab der Sammelstelle Ortsausgang Bracht weiter. Sie führte durch die Orte Kaldenkirchen, Leuth nach Herongen (Kaffeepause). In Herongen musste genau wie in Wassenberg ein zweites Pferd vor den Gepäckwagen vorgespannt werden, da die steilen Anstiege nicht von einem Pferd allein bewältigt werden konnte.

Nach der Kaffeepause führte der Weg über Broekhuysen zum Nachtquartier in Straelen. Hier zog man zunächst in die Pfarrkirche für den Abendsegen. Hierfür musste eine Gebühr von 20,00 DM gezahlt werden. Nach dem Segen musste jeder Pilger sein Nachtquartier selbst suchen. Im Hof der jetzigen Gaststätte „Zum Siegburger“ (Broekhuysen) standen große Wasserkübel, an denen die Pilger waschen konnten. Hiernach gingen die Pilger in die Quartieren zur Übernachtung.


Um 6.00 Uhr am Freitagmorgen fand in Straelen erneut eine Pilgermesse statt. Nach der Messe wurde das Frühstück wiederum aus der Kevelaerkiste zu sich genommen. Gegen 7.30 Uhr zog die Prozession Richtung Kevelaer über Walbeck und Schwarzenbruch (Kaffeepause). Mit dem Rosenkranz „O Maria zu dir kommen wir – deine Gnade begehren wir“ zog man gegen 10.30 Uhr ein. Vorher wurden die Fahnen aufgenommen. Die in der Andreaskapelle hinterlegte Opferkerze wurde ebenfalls von dort aus in einer „Kerzenkiste“ mitgenommen. Nach der heiligen Messe in der Kerzenkapelle musste sich jeder Pilger, nachdem er die Kevelaerkiste vom Gepäckwagen geholt hatte, sein Quartier selber suchen. Gegen 16.00 Uhr wurde der große Kreuzweg in Altkevelaer gebetet. Den Rest des Tages hatte jeder Pilger Zeit zur freien Verfügung (Beichtmöglichkeit, Kerzenopfer etc.).


Der dritte Tag begann mit der heiligen Messe um 6.00 Uhr. Nach der Messe wurde das Frühstück zu sich genommen. Um 8.00 Uhr wurde der Segen erteilt und der Rückzug begonnen. Kaffeepause war wiederum in Schwarzenbruch. Mittagessen wurde in Straelen zu sich genommen. Nach der Mittagspause führte der Weg über Herongen, Leuth (Kaffeepause), und Kaldenkirchen nach Bracht. Dort wurde der Tag mit dem Abendsegen abgeschlossen. Die Pilger suchten dann die am ersten Tag festgemachten Quartiere auf.


Auch der 4. Tag begann etwa gegen 6.00 Uhr mit einer heiligen Messe. Gegen 8.00 Uhr machte sich die Prozession über Niederkrüchten (Frühstückspause) auf den Heimweg. Gegen 12.00 Uhr nahm man dann in Arsbeck das Mittagessen zu sich. Über Wildenrath ging es nach Wassenberg, wo eine Pause eingelegt wurde. Hier wurde sich von den Pilgern aus umliegenden Gemeinden verabschiedet. Gleichzeitig bedankte sich der Prozessionsleiter bei den Pilgern. Das letzte Teilstück des Weges führte über Orsbeck, Unterbruch, Oberbruch Hülhoven nach Dremmen. Am Ortseingang wurden die Fahnen und die aus Kevelaer mitgebrachte Kerze aufgenommen. Mit dem Rosenkranz „O heiliger Lambertus bitte für uns“ wurde in die Pfarrkirche gegen 17.00 Uhr eingezogen. Dort wurde der Schlusssegen erteilt.

 



Kevelaer-Wallfahrt heute

Die Pilger treffen sich um 7.15 Uhr zur Pilgermesse in St. Lambertus Dremmen. Vor der Messe werden die Koffer auf den prozessionseigenen Wagen, der von einem geliehenen Traktor gezogen wird, aufgeladen. Darüber hinaus fährt ein Kleinbus mit, der hauptsächlich für den Transport der Musikinstrumente verwendet wird. Die Mitnahme einer „Kevelaerkiste“ wie in den 50er Jahren ist nicht mehr erforderlich, da genügend Wirtschaften und Restaurants für die Bewirtschaftung der Prozessionen vorhanden sind. Außerdem werden die Quartiere in Straelen und auch später in Bracht von der Prozessionsleitung besorgt. Nach der Messe geht es mit dem Bus nach Arsbeck. Von dort macht sich die Prozession um 8.00 Uhr auf den Weg nach Kevelaer.

Über Niederkrüchten (Pause) führt der Weg nach Bracht, wo auch heute noch gegen 12.00 Uhr der Engel des Herrn gebetet wird. Anschließend wird das Mittagessen eingenommen. Nach der Mittagspause zieht die Prozession gegen 13.30 Uhr weiter über Kaldenkirchen (durchs Industriegebiet), Leuth nach Herongen (Kaffeepause).

 

Nach der Kaffeepause führt der Weg über Broekhuysen zum Nachtquartier in Straelen. Dort werden die Quartiere zumeist von dem Wirt der Gaststätte „Zum Siegburger“ organisiert. Abends trifft sich eine Großzahl der Pilger in der Gaststätte zum Abendessen. Gleichzeitig wird die Zeit zu Gesprächen genutzt.

 

Am 2. Pilgertag bricht die Prozession nach einem Gebet um 7.30 Uhr Richtung Lüllingen (Pause) auf. Mit dem Rosenkranz „Maria zu dir kommen wir – deine Gnade bedürfen wir“ wird auch noch heute gegen 11.30 Uhr in Kevelaer eingezogen. Die Fahnen werden ebenfalls noch wie vor 50 Jahren bei der Andreaskapelle aufgenommen. Ebenso wird von dort aus die Opferkerze mitgenommen. Nach der heiligen Messe, die seit einigen Jahren schon wegen der Vielzahl der Pilger in der Basilika stattfindet, muss sich jeder Pilger sein Gepäck am Gepäckwagen holen. Das Suchen des Nachtlagers entfällt in der Regel, da sich jeder Pilger bereits im Vorfeld ein Quartier reserviert hat. Gegen 16.15 Uhr wird der kleine Kreuzweg im Forum Pax Christi gebetet. Gegen 20.00 Uhr findet der Tag mit der Lichterprozession rund um die Gnadenkapelle seinen Abschluss.

 

Der dritte Tag beginnt mit der heiligen Messe um 6.00 Uhr. Um 8.00 Uhr macht sich die Prozession nach einem letzten Gebet an der Gnadenkapelle und den Segen auf den Heimweg. Der Weg führt wiederum über Lüllingen (Kaffeepause) nach Straelen (Mittagspause). Das Mittagessen wird in Straelen zu sich genommen. Nach der Mittagspause werden die von der Prozessionsleitung in Bracht bereits gebuchten Quartiere (meist Privatquartiere) den Pilgern mitgeteilt. Über Herongen und Leuth (Kaffeepause) erreicht die Prozession Bracht. Dort findet der Tag mit der ökumenischen Abendmesse zum alljährlichen Pfarrfest in Bracht seinen Abschluss. Die Pilger suchen dann ihre Quartiere auf. Später treffen sich noch  Pilgergemeinschaft und Brachter Bevölkerung beim Pfarrfest.

 

Auch der 4. Tag beginnt gegen 8.00 Uhr mit dem Reisesegen und einem Gebet für die verstorbenen Fußpilger, insbesondere für den langjährigen Pastor von Bracht, Johannes Wolters. Über Niederkrüchten führt der Weg nach Arsbeck (Mittagspause). Über Wildenrath geht es nach Wassenberg, wo traditionell die letzte Pause eingelegt wird. In Wassenberg verabschiedet sich auch der Prozessionsleiter von den Pilgern und bedankt sich bei den vielen Helfern. Das letzte Teilstück des Weges führt noch immer über Orsbeck, Unterbruch, Oberbruch, Hülhoven nach Dremmen. Am Ortseingang werden die Fahnen und die aus Kevelaer mitgebrachte Kerze aufgenommen. Mit dem Rosenkranz „O heiliger Lambertus bitte für uns“ ziehen die Pilger gegen 16.45 Uhr feierlich in die Pfarrkirche ein. Dort wird der Schlusssegen erteilt.

 

In der jüngsten Vergangenheit war die Prozessionsleitung insbesondere darum bemüht, durch neue Gebetsformen und meditativen Texten der Wallfahrt neue Impulse zu geben. Durch diese Änderung will man besonders junge Neupilger dazu ermutigen den 1. Schritt zu tun.

Seit 2008 laden die Verantwortlichen insbesondere die Jugendlichen zum Schnupper-Wallfahrtssonntag ein.